Unter dem Motto von Stück «The Grapes of the Sun» (Impressionen aus der Weinregion Kaiserstuhl) fand das diesjährige Sommerkonzert in der Aula in Interlaken statt. Etwa so vielseitig wie die Eigenarten der Tropfen, welche dort entstehen, war auch das Repertoire des diesjährigen Konzertes. Lassen sie mich unser Konzert mit einer Weindegustation vergleichen.

Mit «Curtain up» oder auf Deutsch «Vorhang auf» wurde das Konzert / die Degustation mit swing-igen Klängen eröffnet. Spritzig, fulminant, unterhaltsam. Ein gebührender Start. Etwa einem Glas Prosecco gleichkommend, welches Lust auf mehr macht. Schon fast zwangsläufig wurde nach nur 4 Wochen intensivem Proben das Aufgabenstück für das kantonale Musikfest «Six Miles from Greenwich» vorgetragen. Dieses Stück in drei Sätzen, beschreibt the Globe, das berühmte Theater in welchem Shakespeare groß wurde, den verheerenden Smog von London welcher Tausenden von Menschen das Leben kostete, Traitors Gate, das Tor, durch welches schwere Verbrecher über die Themse in das Gefängnis gebracht wurden. Nicht gerade leichte Kost. Ist schon eher einem schweren erdigen Rotwein ähnlich.

«Pilatus: Mountain of Dragons» erzählt die Sage der Drachen am Berg der Innerschweiz. Ein sehr vielfältiges Stück. Welches von ruhigen sanften Pianos / Pianissimos, bis zu schnellen, kräftigen, lauten Fortissimos alles zu bieten hat. Dabei wurden wohl die verschiedensten Nuancen des Gehörs angeregt. Wie bei einem Wein, in welchem die einen Schokolade, Kaffee oder Beeren zu erkennen meinen. Das nächste Musikstück war deutlich weniger komplex. Der süffige Tango «Katharina» liess die Stimmung steigen und machte Lust auf den zweiten Teil nach der verdienten Pause. Mit dem spritzig frechen Marsch «Marignan» welcher zur Kantonshymne des Wallis (unserem Schweizer Weinbaugebiet) wurde, begannen wir den zweiten Konzertteil. Geht runter wie der Ballon Weisswein. Im Stück «the Grapes of the Sun» wurde allen Zuhörern musikalisch erklärt, wie die Trauben gedeihen, geerntet, gepresst, gereift und zuletzt als Wein in fröhlichen Stunden, ja sogar einem Trinkgelage getrunken werden.

Zwei Musikantinnen bewiesen, dass sie nebst ihrem üblichen Instrument auch das Alphorn beherrschen. Die uns bekannten, urchigen Töne von «Blausee» gleichen, sagen wir mal unserem Lieblings-Alltageswein (immer wieder schön und gut). Modern aber nicht unbekannt war das Stück «Coldplay on Stage» der gleichnamigen Popgruppe. Dieses käme wohl einem Tropfen aus den neuen Ländern wie Australien, Amerika ähnlich. Mit «ABBA Gold» ertönten weltbekannte Klassiker welche jeder schon mal gehört hat. Die Schwierigkeit liegt hier darin die Qualität und Wiedererkennbarkeit sicherzustellen. Es kommt halt auch auf die Tagesform / den Jahrgang drauf an. Dies ist uns hoffentlich sehr gut gelungen. Die beiden letzten Stücke wurden von unseren Nachwuchsdirigenten Dominic Roth und Ilya Jenni dirigiert. Beide haben kurz nach dem Konzert ihren ersten Dirigentenkurs mit Bravour abgeschlossen. Es Glas uf öich!

Nach grossem Applaus und Lust auf noch mehr wurde es aber richtig süffig. Leichte und unterhaltsame Kost. Bei «Mexicana» zeigte sich Temperament und volle Spielfreude. Ich meine das könnte gut einem süsslichen Rose ähneln. Zum Abschluss ein Weinbrand? Mit «Lakeside Festival» welches unsere Region an und zwischen den Seen beschreibt, wurde der Abend abgerundet.

Uns hat es grossen Spass gemacht, das Publikum zu unterhalten und unser Können vorzutragen. Wir haben noch nicht genug und werden uns weiterhin an gute Stücke / Flaschen wagen. Wollen sie auch degustieren? Dann kommen sie uns bei unseren weiteren Konzerten besuchen.

Somit frei nach Büne Huber (Patent Ochsner):

«Es Glas uf`d liebi u eis uf`s volle Läbe…» «…uf viil gueti Musig.»

Bis zum nächsten Wiederhören und Sehen.

Werner Lehmann, Posaune und Musikkomission

Musikverein Interlaken Unterseen

3800 Interlaken