Früh am Morgen des 16. Juni 2024 trafen wir noch etwas verschlafen, aber voller Vorfreude beim Schulhaus Steindler ein, wo unser Carchauffeur darauf wartete, uns an unseren wohl grössten Anlass dieses Sommers zu bringen.

Lange und intensiv hatten wir uns auf das kantonale Musikfest in Herzogenbuchsee vorbereitet; hatten anspruchsvolle Konzertliteratur einstudiert und bei Wind und Wetter Marschmusik geübt. Nun war es endlich so weit. Freunde wurden begrüsst, Instrumente verladen, die Plätze im Bus eingenommen, und so traten wir unsere Reise quer durch den Kanton ins schöne Oberaargau an. Die Fahrt verlief gemütlich. Es war ein wunderbarer Sommermorgen, und das Leuchten der Morgensonne auf den Gipfeln der Berge und dem azurblauen Wasser des Thunersees belebte allmählich die Geister.

Nach einem kurzen Zwischenstopp in Thun liessen wir das Oberland hinter uns, die Berge wichen den sanften Hügeln des Mittellandes und schliesslich den malerischen Feldern, Wäldern und Obstbäumen des Oberaargaus. Ohne Zwischenfälle erreichten wir Herzogenbuchsee, wo wir unser Instrumentendepot bezogen und uns bald schon für den ersten musikalischen Programmpunkt des Tages bereit machten.

Nach etwa einer halben Stunde begaben wir uns mit zusammengebauten Instrumenten und montierten Notenhaltern zur Parademusikstrecke. Unter der kundigen Leitung von Carola Michel stellten wir uns als Formation auf, richteten uns präzise aus und machten uns zum Abmarsch bereit. Wir präsentierten vor einem zahlreichen und begeisterten Publikum den Marsch «Marignan» von Jean Daetwyler.

Im Ziel angekommen waren Erleichterung und gute Laune spürbar. Die Parademusik war gut verlaufen, soviel war klar. Nach einigen Minuten konnten wir dieses «Gut» auch beziffern: Die Jury verlieh unserer Darbietung ein glänzendes Resultat von 89.67 Punkten. Guten Mutes verstauten wir unsere Instrumente wieder im Depot und begaben uns zum Festzelt, um dem beim Marschieren unumgänglich anfallenden Hunger entgegenzuwirken.

BKMF 2

Nachdem wir uns vortrefflich gestärkt hatten, holten wir die Instrumente ein letztes Mal aus dem Depot. Nun galt es, im Konzertvortrag das Ergebnis unserer harten Arbeit der letzten Monate zu präsentieren. Unter kundiger Leitung unseres Dirigenten Bruno Aemmer spielten wir vor Jury und Publikum das Aufgabenstück «Six Miles From Greenwich» des Komponisten Tom Davoren, sowie unser Selbstwahlstück «Pilatus: Mountain Of Dragons» von Steven Reineke. Insbesondere das Aufgabenstück mit seinen komplexen Rhythmen, Harmonien und technisch anspruchsvollen Passagen hatte uns in den vergangenen Monaten vor eine Herausforderung gestellt.

Die Arbeit an dieser Herausforderung jedoch hatte sich gelohnt und wir brachten beide Werke reibungslos über die Bühne. Nun, da der musikalisch – kompetitive Teil des Tages abgeschlossen war, konnte man sich mit gutem Gewissen das eine oder andere wohlverdiente Bier genehmigen, im Festzelt bei einem Happen zu Essen die gute Musik geniessen, oder die Vorträge anderer Vereine und Orchester ansehen.

Der Nachmittag verlief in festlicher, geselliger Stimmung, und die Stunden vergingen wie im Flug. Bald schon war die Zeit für die Ehrung der Veteranen und die Rangverkündigung gekommen.

Die Ehrungen wurden aufs Ausgelassenste gefeiert. Die frisch geehrten Veteraninnen und Veteranen diversester Vereine wurden unter tosendem Jubel auf Festbänken durch das Zelt getragen. Es wurde angestossen, herzlich gratuliert und innig umarmt. Als alle sich wieder an ihren Plätzen eingefunden hatten, kam die Zeit für die Rangverkündigung.

In der Parademusik durfte der MVIU den ersten Platz feiern, ein grosser Erfolg, der zu grossem Jubel an unseren Festbänken führte. Im Konzertvortrag reichte es lediglich auf den 14. von 15 Plätzen. Dennoch können wir angesichts der harten Probearbeit und der doch ansehnlichen Punktzahl von 85 Punkten im Selbstwahlstück und insbesondere den 86.67 Punkten im Aufgabenstück stolz auf unsere Arbeit sein.

BKMF 1

Die Höhen gaben etwas zu feiern, die Tiefen Anlass für lebhafte Diskussionen, und so wurde auch nach der Rangverkündigung und bei der anschliessenden Busfahrt zurück nach Unterseen niemandem langweilig, ob man nun lieber feiern oder diskutieren wollte oder eine gut ausgeglichene Mischung aus beidem vorzog.

In guter Stimmung kamen wir nach Hause, luden die Instrumente aus und verabschiedeten uns nach diesem schönen und ereignisreichen Tag herzlich voneinander. Der MVIU dankt den Organisatoren des BKMF 2024 sowie allen an der Organisation und Logistik beteiligten für ihren Beitrag an das Gelingen dieses Anlasses.

Ilya Jenni, Klarinette und Nachwuchsdirigent

 

BKMF 3

Musikverein Interlaken Unterseen

3800 Interlaken