Sinnlichkeit versprachen wir in unserem Konzertprogramm. Besinnlich, rednerisch spannend und ab und wann auch lustig wusste der Moderator des Abends, Pfarrer Daniel Zubler, durch erläutern der Inhalte unserer Musikstücke das Publikum auf unsere Musik einzustimmen. Ihm gebührt ein grosses Dankeschön.

Hätte man unser Konzert mit allen Sinnen erfahren können würde ich dies wie folgt beschreiben:

Zu sehen war eine zur Freude aller Musikanten und Musikantinnen mit Publikum gefüllte Kirche Unterseen. Eine Harmoniemusikformation mit beinahe allen Instrumenten die zu einer idealen Besetzung gehören. Eine vielversprechendes Konzertprogramm wie die Menükarte eines Mehrgangmenüs auf welches man sich gespannt freuen kann.

Zu fühlen waren die Anspannung der Musiker, die Vorfreude und das Interesse des Publikums vor dem Konzert. Schrieb Don Werner im letzten Heft das der Dirigent vor dem Sommerkonzert noch schlecht geträumt habe, so fühlte diesmal nicht nur der Dirigent, sondern die gesamte Formation eine wohl noch nie zuvor vorhandene Sicherheit . Dies, weil man seit dem Spätsommer pausenlos intensiv geprobt hat, bekanntlich auch mit dem Komponisten Mario Bürki des Stückes Pompeji.

Zur Hauptsache gab es natürlich viel zu hören. Mit Stücke zu den Vier Elementen Erde, Wasser, Luft und Feuer.

Wieder in kulinarischer Sprache umschrieben wurde mit dem Amuse-Bouche das Konzert eröffnet. Rise of the Firebird, ein kurzes Stück das mit fast allen Facetten der Musik das Können der Küche (Entschuldigung Musikanten) darbot, den Gaumen (die Ohren) anregte für mehr Köstlichkeiten. Das Publikum wirkte zumindest in meinem Empfinden überrascht. Doch ich bin überzeugt, geschmeckt hat es.
Als Vorspeise servierten wir Klassiker, sagen wir ähnlich einem Teller mit Räucher-lachs. Klassisch nicht im Sinne von nichts Aussergewöhnlichem, nein, wahre Klassik. Mit Händels Music for the royal Fireworks und Vivaldis Largo from Winter spielten wir zwei Werke welche für klassische Sinfonieorchester geschrieben und für Blasorchester arrangiert wurden. Gekannt haben die Melodien wohl die meisten. Dass diese Klassiker jedoch nicht nur einfach unlieblich hingestellt wurden, sondern von guter Qualität waren und den Geschmack der Zuhörer getroffen haben, konnten wir an deren Applaus vernehmen.
Zum Hauptgang spielten wir die beiden Werke Pompeji und Erthdance. Die Schwierigkeiten dieser beiden kommen dem Kochen von Filet oder Entrecote ähnlich. Edler Rohstoff also (gibt es auch in Form von Noten / Kompositionen), bei welchen es besonders auf die Art der Verarbeitung ankommt. An dieser Stelle gebührt dem Chef de Cuisine, Dirigent Bruno Aemmer ein grosses Lob. Er hat uns in den vielen intensiven Proben gelehrt, wann, wie ,was zu tun ist um all die Elemente à Point wie es verlangt ist auszuführen. Mmmmmmmmmmh war das lecker, meinte wohl das Publikum mit ihrem anhaltenden Applaus.
Natürlich musste jetzt noch das Dessert hergezaubert werden. Nach eher schwerer Kost sollte es leichter verdaulich sein, das Menu abrunden und als gelungener Schluss dem Gast einen guten Gesamteindruck hinterlassen. Pacific Dreams mit seinen gefälligen, in der Art jedoch sehr verschiedenen Melodien glich einem Käsebuffet. Rockige Passagen etwa wie köstlicher Bergkäse oder das Lamentoso einem zerfliessenden französischen Weichkäse ähnlich, bot ein reiches Angebot von welchem sich jeder mit seiner persönliche Vorliebe bedienen konnte. Heaven`s Light beruhigte zum Schluss und war ähnlich süss und zart wie ein herrliches Stück Torte. Ein durchwegs gelungenes Menu, durften alle Köche denken. Auch die Gäste, unser geschätztes Publikum haben dies mit riesigem Applaus bestätigt. Natürlich offerierten wir darauf als Zugabe noch ein Stück La Sera Sper Il Lag. Ein bekanntes rätoromanisches Volkslied, harmonisch und ähnlich süss dem Amarettibiskuit welches man sich zum Kaffee auf der Zunge vergehen lässt. Ganz zum Schluss, es müsste nicht sein, gehört aber zum Beginn der Adventszeit einfach dazu wie das bezahlen der Rechnung im Restaurant, Stille Nacht.

Zurück zum Fühlen. Gut kann ich mir auch vorstellen dass man in lauten Passagen den Kirchenbank zittern, an besonders schönen Stellen Hühnerhaut oder das Gefühl vom kalt den Rücken runter laufen fühlen konnte. Zu fühlen und zu hören bekamen wir jedenfalls nach dem Konzert auch grosse Anerkennung von unserem Publikum in Form von einem herzhaften Händedruck, Schulterklopfen und Gratulationen. Dies zeigt uns auch dass die Zuhörer merken, wie viel Freude, Aufwand, Emotionen wir Musikanten und Musikantinnen in die dargebotene Musik stecken.

Der Geschmackssinn wurde dann beim Ausklang auf dem Statthausplatz noch angeregt. Bei frischer Temperatur umgeben von der Adventsbeleuchtung, einigen brennenden Finnenkerzen durften alle Besucher und Musikmitglieder einen Glühwein oder Punch trinken. Dieser wurde grosszügig durch die Burgergemeinde Interlaken offeriert. Ein herzliches Dankeschön für diese Unterstützung.

Sollte Ihnen nun der Magen knurren, ist das gut so. Denn wir „brutzeln“ weiter. Das Nächste Menu ist schon kreiert und wird bis zum 01.05.2012 vorbereitet. Wir laden Sie schon jetzt ein, dieses Datum zu reservieren um am Teekonzert oder einem der folgenden Konzerte im 2012 die nächsten Leckerbissen geniessen zu können.

Ein Posaunist und Gerne-Esser, Werner Lehmann

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Musikverein Interlaken Unterseen

3800 Interlaken