Jubiläumskonzert zu 125 Jahren MG Interlaken
Von Marsch über Ouvertüre bis zu Pop- und Filmmusik – die Musikgesellschaft Interlaken spielte sich zu ihrem 125-jährigen Bestehen quer durch die Genres. Dabei harmonierte sie hervorragend mit der Stadtmusik Unterseen, die zur Verstärkung angetreten war.
Die Stadt Pompeji beim Ausbruch des Vesuvs, die Titanic nach ihrer Kollision mit dem Eisberg oder Napoleons Armee im Russlandfeldzug – sie alle gehen in musikalischen Werken von Mario Bürki, James Horner und Peter Tchaikovsky mit viel Pathos unter. Die Musikgesellschaft Interlaken (MGI) hat dagegen die letzten 125 Jahre gut überstanden und die besagten Stücke zur Feier dieses Moments im Kursaal mit Bravour aufgeführt. Dass sich die MGI trotz ihrer altehrwürdigen Vergangenheit nicht zu ernst nimmt, bewies sie mit verspielteren Werken der Pop- und Filmmusik. Nicht zuletzt war das Konzert aber auch eine Hommage an ehemalige Dirigenten wie Arthur Ney und Martin Streule. Verstärkt durch die Stadtmusik Unterseen (SMU) gab die Musikgesellschaft Interlaken eines der besten Konzerte ihrer jüngeren Geschichte. Beim Dirigieren wechselten sich Interlakens Bruno Aemmer und Unterseens Markus Graf jeweils ab.
Hohem Anspruch genügt
Gerade mit Tchaikovskys Ouvertüre 1812 haben die MGI und die SMU einen hohen Anspruch an sich gestellt. Die rund 60 Musikerinnen und Musiker mussten vom Triangel bis zur Pauke und von der Querflöte bis zum Eufonium miteinander harmonieren. Abgesehen von ein paar kleineren Patzern gelang dies hervorragend. Den geschichtlichen Bezug zur MGI lieferte Moderator René Schneider: Das wuchtige Orchesterwerk wurde 1887, im Gründungsjahr der Musikgesellschaft Interlaken, als Erinnerung an den russischen Sieg über Napoleon 75 Jahre zuvor, in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau aufgeführt. Auch im Kursaal Interlaken klang das Werk entsprechend imposant und machte dem Jubiläum der MGI alle Ehre. Im Stück bekämpfen sich unter Kanonendonnern und Hornklängen die Themen der russischen Zarenhymne und – historisch nicht ganz korrekt – der französischen Marseillaise.
Programmatisch und martialisch
Martialisch war bereits der Auftakt des Jubiläumskonzerts gewesen: mit «Marschbereit» von Arthur Ney. Der deutsch-schweizerische Komponist dirigierte die Musikgesellschaft Interlaken in der Zeit des ersten Weltkriegs, das gespielte Stück stammt aus dem Jahr 1940. Weiter ging es mit einem Sprung in die Neuzeit: «Pompeji» vom Schweizer Komponisten Mario Bürki, der auch schon mit der MGI geprobt hat. Das Stück aus dem Jahr 2006 veranschaulicht Szenen aus dem gleichnamigen Roman von Robert Harris. Die Programmmusik passte trotz der modernen Komposition gut zu den pathetisch-ehrwürdigen Klängen von Tchaikovsky und Ney. Einen ersten Kontrast dazu bot das Stück «Earthdance» des amerikanischen Komponisten Michael Sweeney. In dieser «Hommage an die Erde» waren Naturgeräusche wie Regentropfen herauszuhören, die bestens zu den Wetterkapriolen dieses Monats passten.
Film- und Popmusik
Nach einer kurzen Pause wurde die musikalische Stimmung deutlich lockerer – etwa mit «Summer of '69» vom kanadischen Rocksänger Bryan Adams oder «The Best», mit dessen Coverversion Tina Turner berühmt wurde. Für Orchester arrangiert hat die beiden Popsongs Martin Streule, ein bekannter Jazzmusiker, der die Musikgesellschaft Interlaken von 1997 bis 1999 dirigierte. Die populäre Schiene zog sich weiter mit der Filmmusik von Titanic, für die Komponist James Horner 1997 den Oscar erhielt. Die Musiker setzten mit der «Disney Fantasy», arrangiert vom japanischen Komponisten Naohiro Iwai, noch einen drauf. Beim zahlreich erschienenen Publikum kamen die eingängigen Melodien so gut an, dass es mit einer stehenden Ovation nach Zugaben verlangte – mit mehr Marschmusik und einer weiteren Komposition von Arhur Ney wurden die Zuhörer nicht enttäuscht.