Standing Ovations für Geburtstagsfest Volkskultur Interlaken
Eine geballte Ladung Musik entlud sich beim Geburtstagsfest Volkskultur Interlaken im Tellspielareal in Matten. Die Besucherinnen und Besucher zeigten mit Standing Ovations ihre Begeisterung für die gelungenen Auftritte.
125 Jahre Musikgesellschaft Interlaken, 100 Jahre Tellspiele Interlaken, 60 Jahre Oberländerchörli Interlaken, zehn Jahre Jungfrau Music Festival und 100 Jahre Jungfraubahnen. «Das gibt zusammen 395 Jahre», erklärte René Schneider, der durch das Programm des Volkskulturanlasses führte. Diese geballte Ladung an Jubiläen entlud sich am Samstagabend und Sonntagnachmittag im Tellspielareal mit Noten und Jutzen, mit Alphornklängen und geschwungenen Fahnen sowie Szenen aus dem Tell-Freilichtspiel. Höhepunkt war die Uraufführung der «Früehligs-Symphonie», einer Tondichtung für Jodelchor, Blasorchester, Alphornquartett und Länderkapelle von Emil Wallimann.
«Tell-Marsch» und galoppierende Rösser
Die Vögel hielten ehrfurchtsvoll mit ihrem Gezwitscher inne als die Musikgesellschaft Interlaken und die Stadtmusik Unterseen die Instrumente zum «Tell-Marsch» anhoben und das Geburtstagsfest mit dieser rassigen Musik eröffneten. Unterstützt wurden die Musikanten von einigen Tell-Statisten, die rund um die grosse Bühne das Dorf belebten. Kinder übten sich im Seilsprung, die Frauen wuschen ihre Wäsche, Männer prosteten sich zu – und bevor die letzten Noten verhallten, gaben sich die Reiter des Spiels die Ehre und galoppierten durch das Gelände. Nach diesem gelungenen Aufmarsch zeigten die Fahnenschwinger und Alphornbläser ihr Können. Die Schweizerfahnen wurden ein ums andere Mal gen Himmel geworfen und die Alphörner klangen mit der Komposition «Interlaken» weit bis über das Areal hinaus. Ein wenig stiller wurde es beim Auftritt des Jodlerklubs Ringgenberg-Goldswil. Die Männer und Frauen stachen nicht nur mit ihrem wunderschönen Gesang ins Auge, sondern auch mit den farbigen Gewändern und Trachten.
Mit den Jodlerfründe Alpenblick Interlaken, die unter der Leitung von Ernst Feuz stehen, sowie dem Oberländerchörli Interlaken, der dieses Jahre 60 Jahre jung wird, geleitet von Marie-Theres von Gunten, bekamen die vielen Besucherinnen und Besucher einen weiteren Einblick in die Schweizer Volkskultur. Etwas andere Töne perlten mit den Swiss Ländler Gamblers durch das Areal. Sie sassen vor einem der Häuser des Tell-Dorfes inmitten der Statisten, die zu ihren Klängen tanzten. Mit einem ganz speziellen Werk, der Ouvertüre 1812 von Taschaikowsky, schlossen die Musikgesellschaften den ersten Teil des Programms ab. Dieses spezielle Werk, das mit feierlichen Klängen eingeleitet wird und in dem unter Kanonen und Hörnern die russische Zarenhymne erklingt, wurden Kanonenschüsse zur Untermalung abgefeuert. Dafür erhielten die Musikantinnen und Musikanten Standing Ovations von den begeisterten Gästen.
Grossartige Komposition
Bevor sich im zweiten Teil des Programms der Höhepunkt anbahnte, zeigten die Alphornbläser, Fahnenschwinger und die Musikgesellschaften noch einmal ihre Kunst. Die Tondichtung «Früehligs-Symphonie» für Jodler, Blasorchester, Alphornquartett und Länderkapelle zeigte sich als Blumenstrauss von Frühlingsmelodien. Beginnend mit einer winterlichen, ruhigen Einleitung, folgten verschiedene neue und bestehende frühlingshafte Jodellieder. Emil Wallimann verwendete dabei bewusst bestehende sowie auch ein neues Jodellied in verschiedenen Tonarten. Er beschreibt diese fortlaufende Form mit verschiedenen Tonarten als die grösste Hürde für den Chor. Im Weiteren liess er Lieder aus dem Berner Oberland in die Symphonie einfliessen. Lieder von bekannten Komponisten wie Adolf Stähli (Meyetag), Klaus Rubin (Chilche-Jutz) und Marie Theres von Gunten (Lueget, loset, geniesset). Ein Wunsch des Auftraggebers war, dass eine Verbindung zum Aufführungsort, der Tellspielarena, eingeflochten wird, und so endete das grossartige Werk, das am Samstagabend uraufgeführt wurde, mit Variationen des Motivs aus der Wilhelm-Tell-Ouvertüre von Rossini. Ganz nach dem Titel der Jodlerkomposition «Lueget, loset, gniesset» von Marie Theres von Gunten, genossen die Besucher diese grossartige Komposition und geizten am Schluss nicht mit Applaus. Das Geburtstagsfest 2012 Volkskultur Interlaken war ein grandioses musikalisches Ereignis, das den Gästen noch lange in Erinnerung bleibt.