Stehende Ovationen für das Phantom

Für ihr Adventskonzert studierten die MG Interlaken und die Stadtmusik Unterseen vier happige Werke ein. Und kamen damit beim Publikum gut an.

Während ein paar hundert Kilometer entfernt am Bodensee das Finale von «Kampf der Orchester» mit der MG Matten über die Bühne ging, spielten die beiden anderen Orchester der IMU-Gemeinden, nämlich die Stadtmusik Unterseen und die MG Interlaken, ein feierliches Adventskonzert vor vollen Rängen. MGI-Präsident Markus Inäbnit drückte den Mattner Kollegen die Daumen, war aber dankbar, seinen Auftritt im Gegensatz zur MG Matten ohne Promis und ohne lästige Kameras bestreiten zu können. Ganz ohne traditionelle Schweizer Märsche, sondern vielmehr mit sinfonischen Film- und Musicalmelodien war das Programm gespickt, und ein «Kampf der Orchester» war das Konzert der Stadtmusik und der MGI nicht, sondern vielmehr eine harmonische Darbietung: die Musikanten spielten konzentriert und engagiert. Zu kämpfen hatten sie höchstenfalls ab und zu mit der Intonation. Doch hier gilt: Je mehr Musikanten, desto schwieriger das Ziel, einen gänzlich reinen Klangkörper zu erzeugen – und die vereinigten Orchester ergeben ja bekanntlich nicht nur einen Grümpelhaufen, sondern eine volle Harmoniebesetzung mit rund 80 Gleichgesinnten. Da wurde es im Unterseener Kirchenschiff schon fast zu eng.

Die MG Interlaken und die Stadtmusik Unterseen hatte sich für diesen Abend ganz schön etwas vorgenommen. Gleich vier grosse Werke standen auf dem Programm. «Leichte Kavallerie» von Franz von Suppé, dessen Ouvertüre musikalisch den Rest einer ganzen Oper in den Schatten stellt, forderte vor allem die Fingerarbeit von Flöten und Klarinetten, und mit dem Schwung des Dirigenten Markus Graf ritt die Kavallerie zügig voran. «Les Misérables» ist ein Zusammenschnitt aus den bekanntesten Melodien des gleichnamigen Musicals, «Terra Pacem» wiederum war das Selbstwahlstück des Orchesters im Juni am Kantonalen Musikfest in Aarwangen; für die Präsentation dieses Werkes von Mario Bürki haben die Musiker also bereits eine gewisse Routine entwickelt. Aufgelockert wurde das Programm von Markus Götz' «Freunde der Musik» und Ernest Golds «Exodus Song».

Viertelstündiges Werk
Das grosse Highlight des Konzertes vom Samstagabend war ein Medley von «Das Phantom der Oper», ein viertelstündiges Werk mit seinen kniffligen Stellen, aber auch einem grandiosen Fortissimo im Hauptthema, angekündigt durch den markerschütternden Schrei der Hauptperson in Buch und Musical, Christine Daée. Während der eine Dirigent, Markus Graf, als Phantom verkleidet auf der Empore umhergeisterte, leitete sein Kollege Bruno Aemmer die Darbietung, die mit stehender Ovation des Publikums belohnt wurde: Ziel erreicht – der happigste Brocken im Programm gelang, die grosse Probearbeit hatte sich gelohnt. Da ertönte die Zugabe «Drei Haselnüsse für Aschenbrödel» richtig entspannt, und mit «Stille Nacht» wurde zum Glühweinausschank auf dem Stadthausplatz übergeleitet.

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Musikverein Interlaken Unterseen

3800 Interlaken