Auf dem Tisch stehen 4 Kerzen auf einem grünen Kranz. Eine der Kerzen brennt und füllt den ganzen Raum mit Licht. Neben den Kerzen steht eine Tasse Glühwein und es duftet nach Lebkuchen, Mandarinen und Zimt… es weihnachtet sehr...
Aber nicht so schnell! Lassen wir doch das erste Adventswochenende gemeinsam Revue passieren. Es war ein wunderbares, musikalisches Wochenende in der Kirche Unterseen.
Am Samstagabend lud der Musikverein Interlaken Unterseen – genannt die Grossen – zu ihrem Winterkonzert ein. Auf der Bühne war jeder Quadratzentimeter ausgenutzt, sei es mit Musikanten oder mit Perkussionsmaterial. So abwechslungsreich wie die Vielfalt an Instrumenten, war auch unser Programm.
Zur Eröffnung unseres Konzertes spielten wir den «Reitermarsch» von Johan Strauss. Im Anschluss verzauberten wir unsere Zuhörer in die Welt von «The Witch And The Saint», in die Welt von «Die Hexe und die Heilige». Stolz durften wir unser Selbstwahlstück von den oberländischen Musiktagen in Steffisburg im Juni noch einmal präsentieren. Wer es schaffte, hier im fulminanten Teil nicht bereits Gänsehaut zu haben, der bekam noch einige Gelegenheiten dazu.
Weiter ging es mit «Flashdance», dessen Melodie bestimmt jedermann und jederfrau kannte.
Das Stück «Queen of the Dolomites» beschreibt eigentlich das Panorama rund um Cortina d-Ampezzo, aber unser kreativer Ansager Gideon Megert hatte andere Pläne mit uns. Die schönste Gegend haben wir doch vor der Haustüre, machen wir daraus doch «Queen of the Highland» und bleiben wir in unseren Bergketten. Bestaunen wir das Brienzer Rothorn, wandern weiter zur Schynigen Platte, zum Dreigestirn bis hin zum Niesen, schliessen die Augen und hören den schönen Klängen zu.
Die Geschichte zum viergeteilten Stück «Robinson Crusoe» kennt auch fast jeder. Im ersten Teil erfahren wir über sein Leben als Seefahrer. Der zweite Teil beschreibt die stürmischen Eindrücke eines Schiffwracks, dessen er zum Opfer fällt. Der nächste Teil handelt von seinem glücklichen Leben zusammen mit seinem Freund Freitag und schliesslich beschreibt der vierte Teil die angespannte Begegnung mit den Kannibalen und seine Rückkehr nach Hause. Aber keine Angst, es kam dabei niemand zu Schaden und wir konnten in unserem Programm fortfahren.
Hans Zimmer. Ein Genie der Filmmusik. Auch in «Da Vinci Code» hat er atemraubende Klangwelten geschrieben, die von uns mit voller Leidenschaft interpretiert wurden. Hier füllte nicht nur die Kerze die ganze Kirche, sondern auch unsere Musik drang bis in den letzten Winkel ein. Fünf Minuten pure Dramatik, emotionale Tiefe und ein überwältigendes Volumen. Wer hier nicht emotional berührt wurde, dem passierte es den restlichen Abend nicht mehr.
Mit Peitschenhieben von Ansager wurden die Gäste aus der Trance zurückgeholt. Mit einer witzigen Geschichte wusste Gideon Megert genau, wie wir auf «Sleigh Ride» eingestimmt werden mussten. Eine fröhliche Kutschenfahrt von Interlaken nach Unterseen, vorbei an allen Highlights die es zu sehen gibt, immer begleitet von Rentierglöckchen.
Noch ein letztes Mal gab es Dramatik an diesem Abend. «The Light Eternal» beschreibt die großartige Geschichte von vier Armeegeistlichen, die im zweiten Weltkrieg heldenhaft ihr Leben opferten. Die SS Dorchester wurde von einem deutschen U-Boot torpediert und sank. Als die Rettungswesten an Bord ausgingen, verschenkten die vier Armeegeistlichen ihre eigenen. Von den 904 Männern an Bord, mussten 605 ihr Leben im eiskalten Gewässer an der Küste von Grönland lassen.
Mit der gleichen Tragik wusste Gideon Megert auch die Geschichte dazu zu erzählen. Dies war seine letzte Ansage für den Abend und wir danken dir ganz herzlich für deine lustigen und einfühlsamen Worte zu den Stücken.
Damit niemand derart niedergeschlagen die Kirche verlassen musste, konnten wir mit «Dragonfly» die Stimmung wieder heben. Bei diesem Stück geht es keinesfalls um einen Drachen, wie der Titel zuerst vermuten lässt. Dragonfly heisst übersetzt «Libelle». Und genau so locker-flockig ist auch das Stück und still sitzen bleiben, war fast unmöglich. Die Freude des Publikums war dem Applaus zu entnehmen und so spielten wir als Zugabe noch eine swingige Version von Jingle Bells.
Mit den besinnlichen Klängen von «Stille Nacht, Heilige Nacht» entliessen wir unsere Zuhörer in die eisige Kälte auf den Stadthausplatz, wo wärmender Glühwein und Punsch auf alle wartete.
Für den Musikverein ging es allerdings am Sonntagmorgen gleich weiter. Wir durften den ersten Adventsgottesdienst mit unseren Klängen begleiten. Nach dem Gottesdienst reichte es wunderbar für einen Aperitif zusammen, um dann zurück in die Kirche zu gehen. Denn am Nachmittag hatte die Jugendmusik Unterseen – genannt die Kleinen – Ihr Adventskonzert.
Alé Aemmer, Perkussion